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Die Kon:ferenz
© Kulturagenten für kreative Schulen Berlin

Schulentwicklung

Die Kon:ferenz

Aufschließen. Anschließen. Erschließen. 12 Kulturagent:innen sitzen an einem Sommertag in kleinen Gruppen zusammen und kritzeln Kraken, die mit ihren Tentakeln lernen, Gleise, die ihre Weichen umstellen und eine Serie von „Schlüsselwörtern“ auf Tischpapier.

Ein dreiviertel Jahr später kommen insgesamt 131 Teilnehmer:innen zur Kon:ferenz des Programms Kulturagenten für kreative Schulen Berlin im Theater HAU – Hebbel am Ufer zusammen. Es ist der 2. März 2020. Ein neues Thema ist in den Nachrichten aufgetaucht. Man/frau soll sich jetzt möglichst oft die Hände waschen und in die Ellenbeuge niesen, nicht in die Hände. Eine Vorstellung davon, was das Corona-Virus schon in Kürze für uns alle bedeuten wird, gibt es noch nicht.

Eine Kon:ferenz, um voneinander zu lernen

Kinder und Jugendliche, Lehrer:innen, Künstler:innen, Kunstvermittler:innen und Vertreter:innen aus Politik und Wissenschaft kommen an diesem Tag noch ganz unbefangen zusammen und experimentieren mit der Leitfrage des Tages: Wie können wir mit- und voneinander lernen?

Das Kulturagentenprogramm begreift sich ganz grundsätzlich als ein lernendes, sich immer wieder transformierendes System. Anders ist kulturelle Schulentwicklung, eine der zentralen Aufgaben des Programms, nicht möglich.

Ebenso ist auch das Konzept der aus Tentakel-Kraken, Gleisen und Schlüsselwörtern erwachsenen Kon:ferenz angelegt: als eine Lernwerkstatt. Wie lernen wir? Wie wollen wir miteinander und voneinander lernen? Wie stellen wir uns ein gemeinsames zukünftiges Lernen vor?

Die insgesamt neunzehn künstlerischen Werkstätten, Thementische und Aktionsformate sind so konzipiert, dass sie nicht vorformuliertes Wissen weitergeben, sondern Erfahrungsräume öffnen, um miteinander zu experimentieren und zum Leitthema eigene Fragen zu generieren.

Ein Rahmen, zum Austausch und zur Begegnung

Im Programm Kulturagenten für kreative Schulen Berlin kommen unterschiedliche Akteur:innen und Expertisen aus unterschiedlichen Perspektiven und Wissensformen zusammen.  Der Rahmen der Kon:ferenz ermöglicht eine verdichtete Begegnung und einen verdichteten Austausch zwischen diesen Feldern.

In den Werkstätten können so nicht nur die Schüler:innen von den Erwachsenen, sondern auch Lehrer:innen von Künstler:innen, Kulturinstitutionen von Schüler:innen, Lehrer:innen von Lehrer:innen und/oder von Schüler:innen lernen. Etwa in einer Werkstatt zur Erinnerungsarbeit, die im Rahmen des Kulturagentenprogramms als Kooperation der Topographie des Terrors mit der Bettina-von-Arnim-Schule entwickelt wurde.

Eine gemischte Gruppe aus Schulvertreter:innen und Kulturpartner:innen stellte dabei ein von Schüler:innen, Lehrpersonen und Künstler:innen entwickeltes Vermittlungstool vor und teilte Erfahrungen aus einem Kunstprojekt in der Gedenkstätte Sachsenhausen. Ähnlich verfährt ein Workshop, der auf Projekterfahrungen aus der Kooperation zwischen dem Hamburger Bahnhof und der Kurt-Tucholsky-Oberschule basiert.

Was es bedeutet, etwas Neues lernen

Was ist autorisiertes Wissen? Wer darf sich wie zu einem Kunstwerk äußern? Und wer darf es (an wen) vermitteln? Im gemeinsamen Tun wird deutlich, was in einer Zusammenarbeit zwischen Museum und Schule entstehen und wie die tradierte Annahme über die Zusammenarbeit zwischen Schule und Museum geöffnet werden kann.

Im Workshop „Wo kommen die Worte her?“ lassen Erwachsene ihre Köpfe in die Hände von Kindern sinken, probieren mit dem Musiker Alexandre Decoupigny die „Speaking Nature“ eines Komposthaufens (ein im Rahmen des Kulturagentenprojekts „Urbane Botanik: die essbare Stadt“ mit der Nehring-Grundschule und der Kita Goethestr. entwickelte Klangwerkstatt), oder fragen mit Stella Konstantinou und Volkan Türeli, den beiden Leiter:innen des Houseclub und des Begleitprogramms des HAU – Hebbel am Ufer, was das ist:Schule, Kunst, Beziehung. Ein klarer Fall: It‘s a battlefield, baby*!

Etwas Neues Lernen bedeutet, will man/frau dabei nicht die bestehenden Praxen reproduzieren, immer auch ein ver-lernen und re-definieren. Wie sich neue Fäden in bestehende Texturen weben lassen, wie hierarchische Mechanismen hinterfragt und spielerisch aufgelöst werden können, wie ein Denken von A nicht unbedingt nach B führen muss, damit arbeiten fast alle Formate der Kon:ferenz auf die eine oder andere Weise. Differenzerfahrung nennt das Matthias Vogel, Kulturagent aus Hamburg, in seinem üppig mit Irritationen jonglierenden Vortrag Über die Vermeidung von Langeweile.

Ein Statement zum Weiterarbeiten

Am Ende des Tages steht viel Praxis im Raum. Ein gemeinsames Ausprobieren, Nachdenken und Reflektieren von Menschen, die sich ohne die Kon:ferenz nicht begegnet wären. Was Lernen ist? Wie Lernen wahrgenommen und verstanden wird? Dazu gab es gleich zum Auftakt der Kon:ferenz von der Schülerin und Poetry-Slammerin Ada Müller eine harte Ansage: „Immer soll ich Werden, nie darf ich Sein“. Ein Statement zum Weiterarbeiten.

 

Weitere Einblicke in die Kon:ferenz erhalten sie hier.