Schule
Heinz-Brandt-Schule
Von Chaos, Kultur und Schule
„Chaos“, sagt die Kulturbeauftragte Alexandra Kersten, „am Anfang haben wir uns Chaos erlaubt.“ Als die Heinz-Brandt-Schule 2011 mit dem Kulturagenten-Programm startete, hat sie zunächst einmal viele Freiräume für Experimente geschaffen. Der Verlauf der ersten Projekte war für keine der Beteiligten absehbar, denn die Schüler:innen bestimmten selbst, was passiert. Die Richtung änderte sich nicht nur von Termin zu Termin, sondern oft auch innerhalb einer Stunde. Das war anstrengend. Geübt war in einer solchen Arbeitsweise niemand. Die Schüler:innen nicht – und die Lehrer:innen und Künstler:innen auch nicht.
Chaos ist etwas, das Schulen in der Regel vermeiden. Aber auf genau diese Weise ist an der Heinz-Brandt im Laufe der vergangenen Jahre ein weit ausdifferenziertes, vom gesamten Kollegium mitgetragenes kulturelles Schulprofil entstanden. „Durch das offene Vorgehen gab es für uns als Schule und für unsere Schüler:innen viel Raum, um neue Zugänge zu entdecken“, sagt Alexandra Kersten. Diese neuen Zugänge erlaubten, sich ganz grundsätzlich zu fragen, wie partizipatives und fächerübergreifendes Lernen in der Schule aussehen könnte.
Zwei Projektwochen im Jahr gibt es inzwischen. Eine davon wird weitgehend von den Schüler*innen selbst gestaltet. Sie wählen das Thema und konzipieren und leiten – soweit sie es brauchen mit Unterstützung des Lehrpersonals und Künstler:innen von außen – auch viele Workshops selbst.
Partizipation als Herausforderung und Chance
Partizipation spielt in allem, was die Schule im Bereich der kulturellen Bildung unternimmt, eine zentrale Rolle. Es gibt fächerübergreifende partizipative WPU-Kurse, partizipative künstlerische AG`s und einen Kulturwander- und einen Kulturlesetag. Auch da sind die Schüler:innen mit immer mehr eigenen Ideen beteiligt. Den Schüler:innen Raum für ein selbstbestimmtes und eigeninitiatives Arbeiten zu geben, ist eine Herausforderung, vor der die Schulen heute insgesamt stehen.
Die Schülerschaft der Heinz-Brandt kommen ist von einer großen Heterogenität geprägt. Aber inzwischen entwickeln sie auch für Veranstaltungen wie den Tag des Buches eigene Workshop-Ideen. „Das zeigt uns, dass wir mit unserem kulturellen Bildungsprofil viel richtig machen“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Annette Harney,
„Um sich weiterzuentwickeln muss man das Denken immer wieder auf Null stellen“, sagt Alexandra Kersten. Aktuell arbeitet die Schule an einem neuen Konzept, in dem sie ihr berufsorientiertes und ihr kulturelles Bildungsprofil miteinander fusioniert. Mit einem kulturellen Praktikum, das die Schule für den 8. Jahrgang eingeführt hat und das an der Schnittstelle zwischen Kultur und WAT (Wirtschaft, Arbeit, Technik) stattfindet. Mit jeder Schülerin und jedem Schüler wird dafür eine eigene Forschungsfrage entwickelt, mit der sie im Laufe des Praktikums die Institution, in der sie arbeiten, erforschen. Denn Institutionen systemisch verstehen zu lernen, das ist etwas, das man in jeder Art von Beruf braucht.