#EigenesDing! – Kunst, Geld und Verantwortung in Schüler:innenhand 

Projekte

Das Kulturagenten-Programm setzt seit Jahren auf Partizipation. Mit #EigenesDing! wurde dieser Ansatz konsequent weitergedacht: Schüler:innen wurden zu Antragstellenden, Jury-Mitgliedern und Projektverantwortlichen – mit echtem Budget, echter Verantwortung und überraschend großer Wirkung. 

Es gibt viele Formate der Kulturellen Bildung, bei denen Schüler:innen mitbestimmen oder mitgestalten, aber das Konzept von #EigenesDing! geht noch einen Schritt weiter: Die Jugendlichen übernehmen selbst die Initiative. Sie entwickeln künstlerische Ideen, beantragen Mittel, organisieren die Umsetzung und reflektieren den Prozess. Ein echter Rollenwechsel – von Beteiligung zu Selbstverantwortung. 

„An manchen Schulen ist es selbstverständlich, dass Schüler:innen mitentscheiden – zum Beispiel, mit welchen Künstler:innen sie arbeiten oder welche Themen sie im Projekt bewegen wollen“, sagt Kulturagentin Kristin Reinhardt. „An anderen wird das noch geübt. Da kam uns der Gedanke: Wie wäre es, den Kindern direkt ein eigenes Budget zu geben, über das sie entscheiden können – von Anfang an?“ Die Idee war geboren. Vier Kulturagent:innen und ihre Kolleg:innen aus dem Programmbüro taten sich zusammen – und #EigenesDing! startete. 

2023 ging ein Aufruf an die 40 Programmschulen in Berlin. Von Grundschulen über Integrierte Sekundarschulen, Gemeinschaftsschulen bis zu Gymnasien waren verschiedene Schulformen vertreten. Schüler:innen aller Klassenstufen konnten eigene Projektideen einreichen – inklusive grober Kostenübersicht. Acht Projekte wurden ausgewählt und erhielten ein Budget. Einzige Vorgabe: Quittungen sammeln. „Und das war manchmal eine Riesenherausforderung“, erzählt die Kulturagentin mit einem Augenzwinkern. 

Schüler:innen über #EigenesDing!

Ein Selbstläufer: die „GörliGirlz” 

Eins der Projekte waren die „GörliGirlz” an der Fichtelgebirge-Grundschule in Kreuzberg. Schüler:innen der 3. bis 5. Klasse beantragten Geld für eine Tanz-AG, planten das Projekt, luden andere ein, organisierten regelmäßige Treffen und Proben. „Ich habe so gut wie nichts machen müssen, das war wirklich ein Selbstläufer“, erzählt Kunstlehrerin Bojka Bogdanovic. „Ich bin eher mal gefragt worden, ob ich den Raum aufschließen kann.“ Die Energie kam aus der Gruppe – getragen von Vertrauen und einem offenen Schulklima. 

Der kreative Prozess war nicht konfliktfrei – etwa bei der Auswahl der Kostüme. Doch auch das meisterten die Mädchen gemeinsam. „Sie hatten auch Krisen. Aber sie sind gemeinsam durch den Prozess gegangen. Für die Jüngeren war es unglaublich wertvoll, im Schlepptau der Älteren zu sein, gesehen zu werden, eine Bühne zu bekommen“, erinnert sich ihre Lehrerin. Höhepunkte waren Auftritte bei einer schulinternen Präsentation und bei der Verabschiedung der sechsten Klassen. 

Jury mit Haltung und Expertise 

In der zweiten Runde wurde die Mittelvergabe an eine Schüler:innen-Jury übergeben. Teilnehmende des ersten Durchlaufs bildeten eine Jury, die neue Anträge prüfte – mit hohem Verantwortungsgefühl. „Ab da wurde es richtig magic – weil sie im Laufe der Sitzung in diese Rolle hineingewachsen sind: Sie waren die Jury. Und zwar mit einer Selbstverständlichkeit, die uns sehr beeindruckt hat“, erinnert sich Kristin Reinhardt. Die jungen Juror:innen gaben nicht nur Feedback aus ihrer Perspektive, sondern auch konkrete Tipps: Welche Hürden zu erwarten sind, wo Unterstützung zu finden ist. So entstand ein Prozess der gegenseitigen Stärkung – Peer-to-Peer mit maximaler Selbstwirksamkeit. 

2023 und 2024 wurden fünfzehn Projekte umgesetzt, mittlerweile ist #EigenesDing! beendet. Im Zentrum standen Themen wie Rassismus, Diskriminierung, Klassismus und Mental Health, die in unterschiedlichen künstlerischen Formen bearbeitet wurden: von Graffiti über Bauzaun-Galerien bis zu Aktionen zu Queerness und Anti-Diskriminierung – im Unterricht, als AG oder Projektwoche. Entscheidend war, dass die Initiative von den Schüler:innen selbst kam. 

#EigenesDing! zeigt, was passiert, wenn Schulen jungen Menschen nicht nur Beteiligung, sondern Gestaltung zutrauen. „Vielleicht ist der größte Gewinn, dass sie Selbstermächtigung erfahren konnten“, sagt Bojka Bogdanovic. „Ich überleg mir was, ich mach das und zieh das durch – und das hat Erfolg. Ich verwirkliche mich. Das ist das große Plus.“ 

Kulturagent:innen als Möglichmacher:innen 

Die Rolle der Kulturagent:innen blieb bewusst zurückhaltend. „Wir unterstützen eher flankierend. Unsere Aufgabe ist es, dass Künstler:innen, Lehrer:innen und Schüler:innen ideal zusammenarbeiten – und dass das Projekt Raum bekommt, sich aus dem Bedarf heraus zu entwickeln“, so Kristin Reinhardt. 

Netzwerktreffen, Jury-Sitzungen und Präsentationen gehörten ebenso dazu wie Räume für Austausch. Bei einem der drei Austauschtreffen berichteten die GörliGirlz, wie sie ihre Idee entwickelt, Herausforderungen gemeistert und Mitstreiterinnen gewonnen hatten. „So wurden die Mädchen auch außerhalb der Schule als Expertinnen sichtbar“, sagt Bojka Bogdanovic. 

Auch in der Lehrer:innenbildung an der Humboldt-Universität fanden die Erfahrungen aus #EigenesDing! ihren Platz. Die Kulturagent:innen wurden eingeladen, in Lehrveranstaltungen Praxisbeispiele vorzustellen. „Der Gedanke, dass Schüler:innen mitgestalten, ist auch superwichtig für die Lehrer:innenbildung. Darum war es so toll, diesen Impuls bei denen setzen zu dürfen, die später einmal Schule mitprägen werden.“ 

So inspirierend das Format ist – es bringt auch Herausforderungen mit sich. In der Fichtelgebirge-Grundschule fühlten sich vor allem Schüler:innen angesprochen, die bereits sicher im Auftreten und Planen sind. Andere brauchen gezielte Begleitung. „Aber wenn man sie als Wegweiser begleitet und unterstützt, wenn sie fragen – dann ist viel möglich“, reflektiert ihre Lehrerin. Offenheit, Ermutigung und Vertrauen bleiben zentrale Gelingensbedingungen. 

#EigenesDing! ist mehr als das Bereitstellen von Projektmitteln – es ist ein Impuls, Schüler:innen konsequent in die Eigenverantwortung zu bringen. „Total schön an der Schnittstelle zwischen eigenem Tun und Schule ist, dass eigene Inhalte in die Schule kommen“, hebt Bojka Bogdanovic hervor. „Wenn sie dort als bildungsrelevant angesehen werden und Raum bekommen – das ist Empowerment.“ 

Fotogallerie

#EigenesDing! – Kunst, Geld und Verantwortung in Schüler:innenhand 

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Das Kulturagenten-Programm setzt seit Jahren auf Partizipation. Mit #EigenesDing! wurde dieser Ansatz konsequent weitergedacht: Schüler:innen wurden zu Antragstellenden, Jury-Mitgliedern und Projektverantwortlichen – mit echtem Budget, echter Verantwortung und überraschend großer Wirkung. 

Es gibt viele Formate der Kulturellen Bildung, bei denen Schüler:innen mitbestimmen oder mitgestalten, aber das Konzept von #EigenesDing! geht noch einen Schritt weiter: Die Jugendlichen übernehmen selbst die Initiative. Sie entwickeln künstlerische Ideen, beantragen Mittel, organisieren die Umsetzung und reflektieren den Prozess. Ein echter Rollenwechsel – von Beteiligung zu Selbstverantwortung. 

„An manchen Schulen ist es selbstverständlich, dass Schüler:innen mitentscheiden – zum Beispiel, mit welchen Künstler:innen sie arbeiten oder welche Themen sie im Projekt bewegen wollen“, sagt Kulturagentin Kristin Reinhardt. „An anderen wird das noch geübt. Da kam uns der Gedanke: Wie wäre es, den Kindern direkt ein eigenes Budget zu geben, über das sie entscheiden können – von Anfang an?“ Die Idee war geboren. Vier Kulturagent:innen und ihre Kolleg:innen aus dem Programmbüro taten sich zusammen – und #EigenesDing! startete. 

2023 ging ein Aufruf an die 40 Programmschulen in Berlin. Von Grundschulen über Integrierte Sekundarschulen, Gemeinschaftsschulen bis zu Gymnasien waren verschiedene Schulformen vertreten. Schüler:innen aller Klassenstufen konnten eigene Projektideen einreichen – inklusive grober Kostenübersicht. Acht Projekte wurden ausgewählt und erhielten ein Budget. Einzige Vorgabe: Quittungen sammeln. „Und das war manchmal eine Riesenherausforderung“, erzählt die Kulturagentin mit einem Augenzwinkern. 

Schüler:innen über #EigenesDing!

Ein Selbstläufer: die „GörliGirlz” 

Eins der Projekte waren die „GörliGirlz” an der Fichtelgebirge-Grundschule in Kreuzberg. Schüler:innen der 3. bis 5. Klasse beantragten Geld für eine Tanz-AG, planten das Projekt, luden andere ein, organisierten regelmäßige Treffen und Proben. „Ich habe so gut wie nichts machen müssen, das war wirklich ein Selbstläufer“, erzählt Kunstlehrerin Bojka Bogdanovic. „Ich bin eher mal gefragt worden, ob ich den Raum aufschließen kann.“ Die Energie kam aus der Gruppe – getragen von Vertrauen und einem offenen Schulklima. 

Der kreative Prozess war nicht konfliktfrei – etwa bei der Auswahl der Kostüme. Doch auch das meisterten die Mädchen gemeinsam. „Sie hatten auch Krisen. Aber sie sind gemeinsam durch den Prozess gegangen. Für die Jüngeren war es unglaublich wertvoll, im Schlepptau der Älteren zu sein, gesehen zu werden, eine Bühne zu bekommen“, erinnert sich ihre Lehrerin. Höhepunkte waren Auftritte bei einer schulinternen Präsentation und bei der Verabschiedung der sechsten Klassen. 

Jury mit Haltung und Expertise 

In der zweiten Runde wurde die Mittelvergabe an eine Schüler:innen-Jury übergeben. Teilnehmende des ersten Durchlaufs bildeten eine Jury, die neue Anträge prüfte – mit hohem Verantwortungsgefühl. „Ab da wurde es richtig magic – weil sie im Laufe der Sitzung in diese Rolle hineingewachsen sind: Sie waren die Jury. Und zwar mit einer Selbstverständlichkeit, die uns sehr beeindruckt hat“, erinnert sich Kristin Reinhardt. Die jungen Juror:innen gaben nicht nur Feedback aus ihrer Perspektive, sondern auch konkrete Tipps: Welche Hürden zu erwarten sind, wo Unterstützung zu finden ist. So entstand ein Prozess der gegenseitigen Stärkung – Peer-to-Peer mit maximaler Selbstwirksamkeit. 

2023 und 2024 wurden fünfzehn Projekte umgesetzt, mittlerweile ist #EigenesDing! beendet. Im Zentrum standen Themen wie Rassismus, Diskriminierung, Klassismus und Mental Health, die in unterschiedlichen künstlerischen Formen bearbeitet wurden: von Graffiti über Bauzaun-Galerien bis zu Aktionen zu Queerness und Anti-Diskriminierung – im Unterricht, als AG oder Projektwoche. Entscheidend war, dass die Initiative von den Schüler:innen selbst kam. 

#EigenesDing! zeigt, was passiert, wenn Schulen jungen Menschen nicht nur Beteiligung, sondern Gestaltung zutrauen. „Vielleicht ist der größte Gewinn, dass sie Selbstermächtigung erfahren konnten“, sagt Bojka Bogdanovic. „Ich überleg mir was, ich mach das und zieh das durch – und das hat Erfolg. Ich verwirkliche mich. Das ist das große Plus.“ 

Kulturagent:innen als Möglichmacher:innen 

Die Rolle der Kulturagent:innen blieb bewusst zurückhaltend. „Wir unterstützen eher flankierend. Unsere Aufgabe ist es, dass Künstler:innen, Lehrer:innen und Schüler:innen ideal zusammenarbeiten – und dass das Projekt Raum bekommt, sich aus dem Bedarf heraus zu entwickeln“, so Kristin Reinhardt. 

Netzwerktreffen, Jury-Sitzungen und Präsentationen gehörten ebenso dazu wie Räume für Austausch. Bei einem der drei Austauschtreffen berichteten die GörliGirlz, wie sie ihre Idee entwickelt, Herausforderungen gemeistert und Mitstreiterinnen gewonnen hatten. „So wurden die Mädchen auch außerhalb der Schule als Expertinnen sichtbar“, sagt Bojka Bogdanovic. 

Auch in der Lehrer:innenbildung an der Humboldt-Universität fanden die Erfahrungen aus #EigenesDing! ihren Platz. Die Kulturagent:innen wurden eingeladen, in Lehrveranstaltungen Praxisbeispiele vorzustellen. „Der Gedanke, dass Schüler:innen mitgestalten, ist auch superwichtig für die Lehrer:innenbildung. Darum war es so toll, diesen Impuls bei denen setzen zu dürfen, die später einmal Schule mitprägen werden.“ 

So inspirierend das Format ist – es bringt auch Herausforderungen mit sich. In der Fichtelgebirge-Grundschule fühlten sich vor allem Schüler:innen angesprochen, die bereits sicher im Auftreten und Planen sind. Andere brauchen gezielte Begleitung. „Aber wenn man sie als Wegweiser begleitet und unterstützt, wenn sie fragen – dann ist viel möglich“, reflektiert ihre Lehrerin. Offenheit, Ermutigung und Vertrauen bleiben zentrale Gelingensbedingungen. 

#EigenesDing! ist mehr als das Bereitstellen von Projektmitteln – es ist ein Impuls, Schüler:innen konsequent in die Eigenverantwortung zu bringen. „Total schön an der Schnittstelle zwischen eigenem Tun und Schule ist, dass eigene Inhalte in die Schule kommen“, hebt Bojka Bogdanovic hervor. „Wenn sie dort als bildungsrelevant angesehen werden und Raum bekommen – das ist Empowerment.“