als Programm kultureller Schulentwicklung in ländlichen Räumen und städtischen Quartieren
Kulturelle Bildungsangebote konzentrieren sich oft auf städtische Ballungsräume, während sie in ländlichen Regionen rar sind. Dort fehlen Orte der Begegnung zwischen Schüler:innen und Künstler:innen. Genau hier setzt das Programm „Das fliegende Künstler:innenzimmer“ (FlieKü) an: Seit 2018 landet das mobile Wohnatelier für mindestens zwei Jahre auf Schulhöfen im ländlichen Raum in Hessen.
Der Erfolg des fliegenden Künstler:innenzimmers beruht auf der engagierten Zusammenarbeit vieler Beteiligter.Jede:r bringt Expertise aus dem eigenen Fachgebiet ein, doch alle verfolgen dasselbe Ziel: gemeinsam Schule kulturell zu entwickeln und somit Teilhabe und Persönlichkeitsentwicklung der Schüler:innen durch die Zusammenarbeit mit Künstler:innen zu fördern!
Die Künstler:innen und das Artist-in-Residence Stipendium

Das Stipendium richtet sich an Künstler:innen, die neben dem eigenen künstlerischen Schaffen Erfahrung in der kulturellen Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen an Schulen haben. Es umfasst die Nutzung des Wohn-Ateliers auf dem Schulhof und ist mit einem Lebenshaltungskostenzuschuss in Höhe von monatlich 2.500 Euro dotiert. Darüber hinaus erhält der:die Künstler:in einen Material- und Aufwendungszuschuss von jährlich 6.000 Euro. An drei Tagen in der Woche öffnen die Künstler:innen ihr Atelier für die Schüler:innen und Lehrer:innen. Dann werden die fliegenden Künstler:innenzimmer Plattform und Spielfeld für die gesamte Schulgemeinde, um ästhetische Ansätze im Umgang mit den Lehrplaninhalten zu erproben, zu experimentieren, eigene Ideen zu finden und darüber hinaus in einer offenen Ateliersituation freie Projekte zu verwirklichen.
Die Schulen
Die kooperierenden Schulen befinden sich in ländlichen Regionen Hessens und möchten entweder ein künstlerisch-kreatives Schulprofil erarbeiten oder ein bereits bestehendes Kultur-Profil weiterentwickeln. Von den Schüler:innen, über die Lehrer:innen oder Schulsozialarbeiter:innen bis hin zu Hausmeister:innen – im besten Falle gelingt es, dass die gesamte Schule im Laufe der mindestens einjährigen Residenz mit dem:der Künstler:in zusammenarbeitet und kreative Modelle erprobt. Ziel ist es, dass auch nach dem „Abflug“ des fliegenden Künstler:innenzimmers künstlerische Praxis und ästhetische Erfahrungen fest im Schulalltag verankert bleiben.
Die Architektur
Das mobile Wohn-Atelier wurde von den Architekten Prof. Nikolaus Hirsch und Prof. Dr. Michel Müller eigens für das fliegende Künstler:innenzimmer entwickelt. Das Gebäude misst ca. 7,50 x 11 Meter, mit einer Fläche von rund 80 Quadratmetern. Mit einer Raumhöhe von 3,50 Metern bietet es ein lichtdurchflutetes, großzügiges Atelier, das vielfältige Arbeitsformen ermöglicht. Das modulare Design erlaubt den unkomplizierten Transport von Schulhof zu Schulhof.
Die Zusammenarbeit von Schulgemeinschaft und Künstler:in
Das fliegende Künstler:innenzimmer und sein:e Bewohner:in eröffnen der Schulgemeinschaft einen völlig neuen Raum und erlauben die Begegnung mit künstlerischen Impulsen zur eigenen Schulentwicklung. In enger klassen- und fächerübergreifender Zusammenarbeit mit den Lehrer:innen der Schule entwickeln die Künstler:innen innovative Ansätze, um den Kindern und Jugendlichen neue ästhetische Perspektiven zu eröffnen. Auch außerhalb des Unterrichts entstehen offene Ateliersituationen, die Raum für freies künstlerisches Arbeiten bieten. Zwischen dem:der Künstler:in im fliegenden Künstler:innenzimmer und den Schüler:innen und Lehrer:innen kann sich so ein Vertrauensverhältnis entwickeln, das Freiräume zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit eröffnet.

Die „Landung“ eines fliegenden Künstler:innenzimmers bedeutet auch, dass die Schule sich als System öffnet und neue Impulse aufnimmt. Das fliegende Künstler:innenzimmer ist ein lernendes Programm, das sich mit jedem neuen Standort weiterentwickelt, um die Bedürfnisse von Schulen und Künstler:innen immer wieder neu zu überprüfen und in der Praxis bestmöglich zu berücksichtigen. Die Schule kann im Laufe der Zusammenarbeit mit dem:der Künstler:in Unterrichtsmodelle entwickeln und im besten Fall Strukturen verändern, um auch nach dem Wechsel des fliegenden Künstler:innenzimmers an eine andere Schule künstlerische Praxis und ästhetische Erfahrungen im Schulalltag zu ermöglichen.
Die Erfahrung zeigt, dass die Beziehungsarbeit zwischen Schulen und Künstler:innen erst nach einem Jahr richtig beginnt, wodurch mehrfach der Wunsch entsteht, das fliegende Künstler:innenzimmer länger als zwei Jahre zu behalten. Deshalb bleiben bereits mehrere der Ateliers in Hessen für drei bis vier Jahre stehen. Es werden sogar noch längere Standzeiten ins Auge gefasst, da sich zeigt, dass die verlängerten Landezeiten zu einer engen Vernetzung mit den Dörfern und Städten führen, wodurch sie die Strahlkraft im besten Sinne erhöht.
Die Partner
Das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen (HMKB) unterstützt das Programm durch besondere Fortbildungsformate sowie eine Prozessbegleitung. Mit dem Ziel, mehr jungen Menschen die Teilhabe am kulturellen Leben zu ermöglichen, fördert das Hessische Ministerium für Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) den:die Künstler:in über das Arbeitsstipendium in Höhe von monatlich 2.500 Euro. Die jeweiligen Landkreise übernehmen als Schulträger eine Schlüsselrolle, indem sie die Aufstellung der mobilen Architektur auf dem Schulgelände unterstützen.
Initiatorin des Programms ist die Crespo Foundation. Von der der ersten Idee über die Konzeption bis hin Umsetzung hat sie das gesamte Programm entwickelt und realisiert. Die Stiftung ergänzt das Stipendium um einen Material- und Aufwendungszuschuss von jährlich 6.000 Euro und übernimmt neben der Finanzierung der inzwischen sieben fliegenden Künstler:innenzimmer die Steuerung der Bau- und Umzugsprozesse, das Projektmanagement sowie die Öffentlichkeitsarbeit.
Weiterentwicklung im städtischen Kontext
Seit 2023 gibt es „Das fliegende Künstler:innenzimmer im Quartier“ – ein Begegnungsort und innovatives Format für kulturelle Bildung und Teilhabe im öffentlichen Raum. Das mobile Atelier gastiert für mindestens zwei Jahre auf öffentlichen Plätzen in Frankfurt am Main und wird von Künstler:innen als „Artists-in-Residence“ in enger Zusammenarbeit mit dem lokalen Quartiersmanagement sowie dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt bespielt.
Mehr Infos zum Programm: https://www.fliegendes-kuenstlerzimmer.de/
Informationen zu Bildern in der Fotogalerie von links nach rechts:
Das FlieKü bei der Stadtschule Schlüchtern // (c) Norbert Miguletz
Das FlieKü bei der Mittelpunktschule Gadernheim // (c) Christof Jakob
Das FlieKü bei der Adolf-Reichwein-Schule Pohlheim // (c) Christof Jakob
Das FlieKü bei der Lüdertalschule Großenlüder // (c) Christof Jakob